Der Oderteich liegt ganz einsam oben auf dem Harz, zwischen der kaum weniger einsamen Abzw. Sonnenberg und der stets unbesiedelten Abzw. von der B4. Dennoch gibt es auch heute, etwas versteckt, eine Bebauung und kl. Hütten auf der Südseite des Dammes westl. der Oder. Zwei ältere Bilder früherer Bebauung fand ich in meinem Archiven:
Hat jemand etwas hinzuzufügen? Z.B. wo genau die Waldschänke stand?
Otto, bei diesem von dir angefangene Thema juckt es mich schon seit Monaten in den Fingern, etwas dazu zu schreiben. Nun ist es soweit. Ich habe mir sogar überlegt, hierüber demnächst einen umfangreichen Artikel in meinen monatlichen Zeitungsveröffentlichungen (historische Artikel in der "Braunlager Zeitung") zu bringen. Das Thema "Häuser am Oderteich" ist bisher nämlich noch gar nicht ausreichend aufgearbeitet worden.
Ich habe im Anhang zu meinem Text noch einige Kartenausschnitte und Ansichtskarten beigefügt.
Das obere von dir abgebildte Foto zeigt die Situation am Oderteich, wie sie bis Anfang der 1920er Jahre aussah. Auf der beigefügten Karte von 1893 (1.Bild von mir unten) ist genau dies eingezeichnet. Neben dem mittig auf dem Damm stehenden Striegelhaus (steht heute noch) erkennt man an der unmittelbaren Westseite der Sperrmauer ein Gebäude, welches heute verschwunden ist. Dieses Gebäude ist aus der Zeit des Talsperrenbaus entstanden um 1722. Die erste Abbildung ist auf einer Karte von 1764 zu sehen. Es handelte sich um ein Grabenarbeiter- und Dammwärterschuppen. Diese Funktion wurde Anfang des 20. Jahrhnderts aufgegeben und in den 1920er Jahren nutzten die Goslarer Jäger den Bau für ihre Skiausbildung. 1930 wurde er der Skiabteilung des MTV Goslar überlassen, die die Hütte nach ihren Bedürfnissen ausbauten. Später errichtete der Verein allerdings unweit der Stelle eine neue eigene VereinsHütte, so dass sie dann leer stand. In den Kriegsjahren des 2. WK wurden darin noch Gefangene untergebracht, die man zur Forstarbeit einsetzte. Anfangs waren es 30 Franzosen, ab 1942 dann Russen. Am Ende des Krieges soll der Bau dann abgebrochen worden sein.
Auf der 2. abgebildeten Karte aus dem Jahr 1954 erkennt man die Situation, wie sie sich kurz nach dem Kriege darstellte. Jetzt stehen 2 Gebäude auf er südlichen Dammseite. An der Ecke B242/Rehberger Graben-Weg wurde 1922 ein Gebäuder der Forstverwaltung errichtet, in dem in den Folgejahrzehnten Gastronomie von unterschiedlichen Pächtern angeboten wurde. Anfangs war es die "Restauration und Café Oderteich" von Albert Wendeborn (siehe 3. Abbildung, AK gelaufen 1929), zum Schluss bis zum Abriss 1972 als "Waldschänke Oderteich" durch den St. Andreasberger Dieter Reichert.
Zudem befand sich in der ersten Nachkriegszeit auf der östlichen Seite des Staudamms ein Kiosk, der von Günther Pläschke aus St. Andreasberg betrieben wurde.
Das einzige Haus was neben dem Striegelhäuschen heute noch existiert ist die "Hummel-Maass-Skihütte" (siehe 4. Bild, AK gelaufen 1971). Diese wurde wahrscheinlich 1948 vom MTV Goslar errichtet und stand allen Vereinsmitgliedern und auch fremden Gruppen zur Verfügung. Ich selbst habe zu meiner Jugendzeit auch darin genächtigt. Inzwischen hat eine "Hüttengemeinschaft Oderteich" das Gebäude vom MTV gemietet. Da diese Gruppe aber auf eine Handvoll Personen zusammengeschmolzen ist, ist sie den größten Teil des Jahres verschlossen.
Zusammenfassend gesagt gab es also insgesamt 5 Gebäude zu unterschiedlichen Zeiten am Oderteich: 1. Striegelhäuschen um 1720 - heute, 2. Dammwärterschuppen um 1720 - 1945, 3. Waldschänke 1922 - 1972, 4. Hummel-Maass-Hütte 1948? - heute 5. den kleinen Kiosk 1950er ?
Oh là là, was für eine Sonntagmorgenüberraschung, Jörg! Da hast du ja mehr zusammengetragen, als ich je hoffen konnte. Sehr eindrucksvoll. Hab's gerade entdeckt und muss noch alles im Detail studieren.
Unser Forums- und BAE-Club-Mitglied pollux (=Dieter aus dem Bayerischen Wald) hat die Waldschänke Oderteich für die BAE im Bau und berichtet darüber regelmäßig im Lustigen Modellbauer-Forum. Dort tauchte dann dieses Bild von der Waldschänke auf, eine Sommeraufnahme:
Über die Farbe kann man ja spekulieren. Ein Mitglied des genannten Forums hat es mal so coloriert:
In der Ansichtskarten-Sammlung des St. Andreasberger Heimatpflegers J.Klähn befindet sich eine Ansichtskarte der "Waldschänke" aus den 1950er Jahren. Ich habe diese in einer Zeitschrift abgedruckten Karte vergrößert und beigefügt. Man beachte die vielen Unterschiede ggü. dem Bild OOKs aus den 1930er Jahren. So ist z.B. der charakteristische Türanbau verschwunden. So auch die Fensterläden - dafür nun Blumenkästen zwischen den Fenstern. Der Schriftzug zur Straßenseite lautet "Waldschänke zum Oderteich". Leider ist auch diese Ansicht nicht in Farbe.
Irgendwie allerdings irritiert mich die große Fichte auf dem Bild. So ein Baum war auf keinem der anderen Bilder zu sehen, oder?
Na das passt ja wunderbar zum heutigen Bericht über die Eröffnung der Waldschänke Oderteich im BAE-Teil. Interessant wie die Waldschänke "entfeinert" wurde. Jörg fürs Einstellen.
Bilder der "Waldschänke Oderteich" sind eine wirkliche Rarität. Ich hatte ja schon vor einigen Jahren darüber berichtet. Nun habe ich wieder ein altes Foto in einem Album gefunden, das ich Euch nicht vorenthalten möchte. Es ist allerdings mit 5,5 x 4 cm winzig klein. Ich habe mal das Beste aus meinem Scanner herausgeholt, um es zu vergrößern:
Hallo Frank-Martin, leider ist das Album nur ein großer Haufen Fotos ohne Beschriftung. Ich kann nur tippen: Ende der 1930er bis Anfang der 1940er Jahre.
Die beiden kleinen Bäumchen und die winzige Hecke tauchen auf meinem 2. Bild weiter oben im Strang, welches ja aus den 1950er sein soll, nicht mehr auf. Allerdings auf dem Bild hier: https://www.der-lustige-modellbauer.com/...ich-im-harz-145
Also, ich kannte bisher nur Aufnahmen von der Waldschänke mit Windfang-Vorbau. Hier das Bild, das auch in meinem BAE-Buch auf S. 106 zu sehen ist:
Jetzt taucht natürlich die Frage auf, wann dieser Vorbau hinzugefügt wurde:
Zitat von kuno im Beitrag #9Ich kann nur tippen: Ende der 1930er bis Anfang der 1940er Jahre.
Wenn Anfang der Vierziger noch kein Vorbau bestand, dann ist die Waldschänke auf meiner Anlage anachronistisch. Damit könnte ich leben, aber die korrekten Fakten wüsste ich dennoch gerne.
Jetzt taucht natürlich die Frage auf, wann dieser Vorbau hinzugefügt wurde:
Zitat von kuno im Beitrag #9Ich kann nur tippen: Ende der 1930er bis Anfang der 1940er Jahre.
Wenn Anfang der Vierziger noch kein Vorbau bestand, dann ist die Waldschänke auf meiner Anlage anachronistisch. Damit könnte ich leben, aber die korrekten Fakten wüsste ich dennoch gerne.
Otto, die gleiche Frage ist mir auch in den Sinn gekommen, als ich mein Foto einstellte. Dein Winterbild und das andere aus dem Link in meinem Vorposting haben beide den Vorbau. Bei beiden sind die beiden Laubbäume einige Jährchen älter und auch die kleine Hecke ist größer. Wir kämen der Antwort näher, wenn wir die Aufnahmezeitpunkte der beiden "Vorbau"-Fotos kennen würden. Es würde mich nicht wundern, wenn die aus den 1950/60er Jahren sind. Denn ich befürchte, der Vorbau ist tatsächlich erst nach dem 2. WK angebaut wurden, frühestens wohl aber um 1940. ist aber nur eine Vermutung von mir.
Zitat von kuno im Beitrag #11[Es würde mich nicht wundern, wenn die aus den 1950/60er Jahren sind. Denn ich befürchte, der Vorbau ist tatsächlich erst nach dem 2. WK angebaut wurden, frühestens wohl aber um 1940. ist aber nur eine Vermutung von mir.
Seis drum. wird wohl so sein. Als Forscher wollen wir das wissen. Aber
Zitat von pollux im Beitrag #12Soll'n wir die Schänke umbauen
nein, lieber Dieter, auf der BAE wird die Kanalisation in St. Andreasberg, die erst nach dem Krieg begonnen wurde, auf Mai 1936 vorverlegt, da darf dann die Waldschänke auch schon etwas früher den Vorbau haben. Oder wir erlügen eine neue version: Der Vorbau wurde 1938 entfernt, um mehr Platz für Tische draußen zu haben.