Liebe BAE-ler, liebe Historiker, liebe weitere Mosaiksteine-Träger,
eigentlich ist es mehr an dem Anstifter des jeweiligen Adventskalender hier kurz was zu schreiben. Bevor ich als morgiger Starter darauf warte, greife ich dem zuvor. Selbst hatte ich diese schöne Einrichtung dieses Jahr beinahe vergessen, aber zum Glück erinnerte uns Reiner daran - jedes Jahr jemand anderes. Otto, René legten sofort nach und dann war es fest gemacht. Herzlichen Dank Reiner und alle die sich hieran beteiligen wollen. Es gibt noch ein paar freie Tage und insofern auch für andere noch die Gelegenheit sich einzubringen - Kleinigkeiten sind auch gerne gesehen.
Kurz noch paar Infos zu den Regeln: 1) Jeder Tagesbeitrag wird als Antwort auf diesen Beitrag erstellt. 2) In der Betreffzeile den jeweiligen Tag einsetzen z.B. "3. Dezember" und mehr nicht 3) Die Beiträge werden am besten am frühen Morgen des jeweiligen Tages eingestellt. Später Abend zuvor und im Laufe des Vormittags geht aber auch. 4) Diskussionen zu den Beiträgen finden in einem anderen Thread statt "Diskussion um den Adventskalender" Wenn das mit dem Einhalten der Regeln nicht klappt, ist es nicht schlimm.
Nun freue ich mich auf schöne Geschichten! Ich glaube, es lohnt sich auch einen Blick in die der vergangegen Jahre zu werfen!
Viel Spaß
Volka
PS. Das Thema des diesjährigen Adventskalender ist übrigens Schnee und nicht Babys :-) Volka 1.12 20:35
BR 199 863 und neun weitere Loks dieser Baureihe ... z.B. dieses Harzkamel im Drängetal Der Grund für den Spitznamen wird so kolportiert: Bereits die Regelspur-Mutter dieser Lok-Baureihe, die V110 der DR, tendierte zu leichten Schaukelbewegungen; durch die schmale Spur und die um 10 cm höhere Lage verstärkte sich dieser Effekt derart, dass die Lokführer ein echtes Kamel-Ritt-Feeling hatten/haben.
Aber sollte das wirklich das einzige Harzkamel sein? Diese Schneeskulptur mit Kamelkopf entstand bereits lange vor DR-Zeiten:
Wir schreiben das Jahr 1908, Oberharzer Winterfest in Clausthal: Schneeskulpturen zur Ausschmückung der Straßen wurden Anfang des 20. Jahrhunderts zur Tradition und regelrechten Volkskunst. Neben anderen Bildern ist auch dieses im Clausthal-Buch (Bd. 1) aus der Zaltbommel-Reihe „In alten Ansichten“ dokumentiert. Vom Autor wird diese Skulptur vom Winterfest 1908 als „Phantasiegebilde“ betitelt.
Das ist es aber mitnichten: es ist eine gelungene künstlerische Umsetzung einer Harzer Kiepenfrau, die spöttisch liebevoll auch „Oberharzer Kamele“ genannt wurden. Kiepenfrauen waren über Jahrhunderte für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln im Einsatz. Sie selbst besserten mit dem kargen Verdienst den Lebensunterhalt ihrer Familien auf. Während des Gehens mit ihren Kiepen traf man sie meist strickend an.
Die Tradition der Schneeskulpturen gab es übrigens nicht nur in Clausthal, sondern auch in anderen Oberharzer Orten, wie das folgende Beispiel aus Altenau zeigt:
(Bild 1 aus dem Buch „Clausthal-Zellerfeld in alten Ansichten“ (Bd. 1), Zaltbommel Verlag 1982; Bild 2 aus „Clausthal ...“ (Bd. 2), Zaltbommel Verlag 1994, Bild 3 aus „Altenau in alten Ansichten“ (Bd. 2), Zaltbommel Verlag 1997)
P.S.: Nach dem Auftakt durch Volker scheint mir eine Hommage auf die Verdienste und Leistungen der Harzer Frauen durchaus passend.
P.P.S.: Nach dem Impuls von OOK und gemäß dem Motto »Aller guten Dinge sind drei« habe ich das dritte Harzkamel ergänzt: eine Ansichtskarte von der »Kameelfichte am Achtermann«
Was man mitten im Winter im Harz erntet und warum Harzer Mädchen ihrer Zeit voraus sind.
Foto von der „Eisernte“ 1908 am unteren Haus-Herzberger-Teich:
Die Eisblöcke wurden aus dem zugefrorenen Teich geschnitten und dann per Pferdeschlitten in einem Eiskeller der Brauerei eingelagert. Diese Keller sorgten im Hochsommer für eine Temperatur von 2 Grad Minus.
Und während die Männer Eis ernteten, nutzten die Kinder den Schnee fürs Skivergnügen. Nicht nur die jungen Bengels, auch zwei Mädchen (oben rechts im Bild) wagten sich auf den Hang. Wobei die Mädels ihrer Zeit schon weit Voraus sind: während die Jungen noch in traditioneller Weise mit einem Stock fahren, der zum Bremsen zwischen die Beine genommen wurde, haben die Mädchen schon auf die heutige „Zwei-Stock-Technik“ umgestellt!
(Bild 1 aus dem Buch „Clausthal-Zellerfeld in alten Ansichten“ (Bd. 2), Zaltbommel Verlag 1994; Bild 2 aus „Altenau in alten Ansichten“ (Bd. 2), Zaltbommel Verlag 1997)
Mit Dampf und viel Qualm durch den winterlichen Goetheweg zum Brocken
Die kurvige Brockenbahn hier mal Kerzengerade. An dieser Stelle im Brockenmoor hat der Zug seit Schierke über die Hälfte seiner anstrengenden Bergfahrt zum Brocken hinter sich. Noch bevor steht ihm die Überquerung der Brockenstraße und die Durchfahrt der Brockenspirale. Bei sogenanntem Kaiserwetter bringt jeder Zug Hunderte von Touristen zum Brocken. Was zuvor für Arbeit nötig ist das dieser Zug so durch den schönen Wintertag Fahren kann, können wohl nur die Eisenbahner so richtig ermessen. Ihnen gilt mein Dank zum heutigen 9. Advent.
1883 tauchten im Harz die ersten Schneeschuhe auf. Oberförster Ulrichs aus Braunlage hatte sie nach norwegischem Vorbild anfertigen lassen, um nach einem schweren Schneesturm die Schäden in seinem Revier begutachten zu können. Kaum einer hatte solche Dinger vorher gesehen und auch sein Kollege Kurzius aus Sorge kannte sie nicht. Der aber fand die merkwürdigen Spuren diese Geräte im Schnee und wunderte sich. Wie dieser dann von den Skier erfuhr und das Schneeschuhlaufen dann schnell modern wurde, erzählt die Geschichte in der niederdeutschen Harz-Mundart (hier: westl. Bode Mundart), niedergeschrieben von Otto Wedler, Benneckenstein. Damals wurde hier im Bereich Braunlage-Sorge-Benneckenstein noch genauso gesprochen, hochdeutsch war sehr selten und diente nur, um sich mit den Kurgästen verständigen zu können. Man muss den Text am besten laut für sich vorlesen, dann kann man ihn auch verstehen!
De Ewwerfarschter Kurzius uht Sorje waufe los (=durch tiefen Schnee gehen), jägen jede Jewohnheit bie soon deipen Schneie alleene. Wie lichte kann da einen wat tauschtoßen. Awer sein Jehillefe war ewwer Silvetser rewwer nah Benneckenschteine op de Frieht egahn un noch nisch retuur. Mans langsam kamm de Ohle in den hogen Schneie vorwarts. Wat hei ahn dissen Daage te seihn kreisch, draaje ehne et Harrze in Liewe rum. Ahn den Holträndern, wu de Schtorm met allder Wucht kwischen de Dann ekonnt harre, waarten hundert von Beemen ahfebroken wie Schtriekhältere. Linker Hand war enne breide Schneise, die junk bis rewwer ahn Dännschen Barrij. In disser Schneise wolle innerop. Doch kaum war he en paar Schreede von der Schrahte ahfebeejet, da bleiw he wie ahnjewarrtelt schtahn. Wat war denn dat foor´ne sonderbaare Schpuur, die hiehe innerunder kaam? Dat war doch keine Schlennschpuur (=Schlittenspur) ! So breit is doch keine Schlennkuufe, un so unejaal uhtenander! Mal war se blos en hallem Meter wiet, mal kaum etlije Zentemeter uhtenander. Da schtunt en kleinet Dänneken, da junk die Schpuur en Meter breit uhtenander rechts un links drahne vorbie, dat Beemeken schtunt wie en Kreise. – Da bleiw he schtahn, weil ehne Jänsehuut ewwern Puckel leip. Dit junk nisch met rechten Dingen tau. Solle hie de wille Jacht runder ebrußt sein? Wodan? O Gott, hiete war jo Wodansdaag. Ahn Wodansdaage solle doch keinder wat daun, dat bringet doch et ganze Jahr kein Glicke. Un wie von Furien ehetzt maake er kehrt un schtappe so rasch wie seine Beine konnten wedder nah Hus. Wie sein Jehillefe en paar Schtunne schpäder, von dem suuren Wäje dorich den deipen Schnei kookisch gaar (=erhitzt), in Forschthuse ahnkaam, fung hei en Ewwerfarschter noch in konfuser Opräjunge; kaum dat he vorrtelln konnte, wat he bie der Sillewergruwe in Schneie seihn harre. „Harr Ewwerfarschter, die Schpuur is von kein Wodan un von keinder willn Jacht, dat is ene Schpuur von den niemodischen Schneischauhn, die se in Bruunlahe (=Braunlage) solln erfunden häm. Da brukten Sei kein soon Schupper (=Angst) vor te häm. De Ewwerfarschter Ulrichs un sein Jehillefe häm sek soone schmaln, lanken Brädere vorrn paar Wochen maake laaten, un damedde rutschen se ewwern deipen Schnei, ohne veele intesinken, un komm lichte un schwinne vorwarrts. Die Dingere sind boole twa Meter lang un wärn so einfach ahnetreckt wie´n Paar lanke Hollschens, en breider Ledderreihm ewwern Schpann, dat war alles.“ – En ohlen Kurziusse follt en Schtein von Harrzene, harre hei schohn ahn Ewwernatierlijet edacht. Et dure nisch lange, da harrten ewwerall oppen Harze de Schtellmaakersch un Saadelärsch (=Stellmacher und Sattler) alle Hänne vull te daune, Schneischauhe te meeken. Forr de Jugend open ganzen Harze jaf et in Wintere von nune an kein schennderet Vorrgniejen als op Schneischauhn ewwer de Barrije te suusen. Dat war en nieher, harrlijer Schport!
Ich wünsche allen Forumsmitgliedern einen schneereichen 3. Advent! Ich werde am Wochenende auf jeden Fall auf meine Langlaufbretter steigen und einmal die Loipe am Acker-Bruchberg unsicher machen. In Gedanken daran, dass wir ohne den Braunlager Oberförster Ulrichs wahrscheinlich keine Schneeschuhe kennen würden - zumindest nicht die, die nach dem Import aus Norwegen von einheimischen Handwerkern nachgebaut, weiterentwickelt und schließlich in ganz Deutschland vertrieben wurden!
Jörg
Das Foto zeigt Oberförster Arthur Ulrichs mit seiner Tochter Caroline auf Skiern.
Am 19.02.1896 wurde auf dem Brocken der Oberharzer Skiklub gegründet und seither finden Wettkämpfe im Skilaufen statt. Ulrichs hat übrigens 1893 erstmals mit Skiern den Brocken bestiegen.
Nach dem Beitrag von Jörg über die »Erfindung« des Skilaufens im Harz passt dieser 11. Advent mit anderen winterlichen Fortbewegungsoptionen ganz gut:
Von Rennwölfen und anderen Ren(n)tieren im Harz
Die Damenmannschaft des Rennwolfclubs Clausthal am Start zur Ausflugsfahrt. Der „Rennwolf“ als Wintersportgerät ist einem nordischen Hundeschlitten ähnlich und war um die Jahrhundertwende 1900 im Harz in Mode. Da der Schlitten sich per „Fußantrieb“ nur auf einer festgefahrenen Schneedecke mit möglichst wenig Steigung bzw. Gefälle bewegen ließ, geriet dieses Wintersportgerät schnell wieder in Vergessenheit.
... und ein Rentiergespann aus Lappland als besondere Touristenattraktion beim Johanneser Kurhaus im Winter 1911 ...
(Beide Bilder aus dem Buch „Clausthal-Zellerfeld in alten Ansichten“ (Bd. 1), Zaltbommel Verlag 1982)
Herzliche Grüße und ein schönes Adventswochenende --- Jürgen
Ich wünsche allen einen fröhlichen dritten Advent, trotz momentan nicht allzu traumhaftem Winterwetter. Hier habe ich drei Bilder der Harzer Schmalspurbahnen. Alle Aufnahmen sind am 4. Dezember entstanden.
Da es dieses Jahr um Schnee gehen soll, habe ich ein paar schöne Aufnahmen vom Januar diesen Jahres herausgesucht. Wenn man es nicht genau wüsste könnte man meinen hier gäb es keine Eisenbahn ...
Hallo Freunde, ich habe extra einen Termin getauscht, um euch genau am Jahrestag eines Ereignisses eine Entäuschung zu bereiten. Das Wort Enttäuschung müsst ihr jetzt mal wörtlich nehmen: Ent-Täuschung. Am 14. Dezember 2009 habe ich euch nämlich getäuscht. Ich habe eine Story von einer außerordentlichen Zugkreuzung in Stöberhai eingestellt und dies durch zwei Fotos belegt. Hier zur Erinnerung noch einmal verkleinert die beiden Bilder:
Diese beiden Bilder sind von verschiedenen Fotografen zu ganz verschiedenen Zeiten (nichtmal im gleichen Jahr) aufgenommen worden. Aber mit ein paar kleineren Anpassungen im Photoshop konnte ich es so hinkriegen, das sie aussahen wie mit wenigen Sekunden Abstand aufgenommen. Und die ganze Strory war natürlich erstunken und erlogen. Hier seht ihr mal wieder den Beweis, dass der Zweck die Mittel heiligt - wenn es denn ein guter Zweck ist. Sonst nicht!
So, nun regt euch wieder ab und genießt weiterhin die schöne verschneite Adventszeit. Euer