Ein wenig zur Vorgeschichte, soweit ich sie recherchieren und in Erfahrung bringen konnte:
1899 beschaffte die NWE bei der HAWA (Hannoversche Waggonfabrik in Hannover-Linden) insgesamt 4 Wagen in vereinfachter Ausführung. Optisch ein Weyer-Wagen mit Drehgestellen der Weyer-Bauart hatten diese Wagen kein Oberlichtaufsatz auf dem Dach und das große Fenster wurde durch einen zusätzlichen Steg unterteilt.
1928 wurden dann wohl zwei dieser Wagen (# 61 und 64) an die SHE verkauft (oder vermietet). Leider ist der Wagen mit der # 61 im Juli 1928 bei Walkenried bei einem BÜ-Unfall so schwer beschädigt worden, dass er verschrottet werden musste. Der Wagen mit der # 64 wurde zum SHE 10 und blieb bis zum Kriegsende bei der SHE. Nach der Grenzziehung fand sich dieser Wagen auf der östlichen Seite der Warmen Bode (Grenzfluss) und ist auch nicht mit den Rückführungszügen auf das SHE Netz zurückgekehrt. Er wurde wieder in den Bestand der NWE vereinnahmt und erhielt die # 64 (II).
Aus der damaligen Beschaffung existieren heute noch drei Wagen und mindestens zwei davon laufen im Traditionszug der HSB. Inwieweit der dritte inzwischen auch einsatzfähig ist entzieht sich meiner Kenntnis.
Ich hatte ja schon vor einiger Zeit einen O-Wagen der SHE, der auf dem Fahrgestell eines abgewrackten Trichterwagens entstanden war, im 3D-Druck produzieren lassen (aus H0m hochgeskaliert) und auch bei der SchmalspurEXPO in Ochsenhausen im Einsatz gehabt.
Diesen Wagen hatte ich durch das im letzten Jahr erschienene neue Heimatbuch "Unsere Südharz-Eisenbahn" entdeckt, da dort auf einen TTm Modellbahner hingewiesen wurde, der SHE Fahrzeuge druckt.
Durch eine Google-Suche stieß ich dann im TT-Forum auf Tomek, der seine Konstruktionen bei printables.com und thingiverse.com auch in H0m zum Download zur Verfügung stellt.
Neben den schon länger verfügbaren Fahrzeugen veröffentlichte er im Sommer die beiden HAWA-Wagen, die im Traditionszug der HSB laufen.
Ich habe mir dann die Dateien https://www.thingiverse.com/thing:7110178 heruntergeladen, um diese in 1:45 zu drucken. Tomek war so nett und hat mir noch ein paar Modifikationen gemacht, da ich gewerblich drucken lasse.
Nachdem die gedruckten Teile Mitte Oktober eingetroffen waren, habe ich mich umgehend an den Bau des Fahrzeuges gemacht, um ihn noch vor Walldürn fertig zu bekommen.
Bevor ich mit dem Bau begann, habe ich mal die Teile lose zusammengesteckt.
Abweichend von den Druckdateien habe ich den Wagen auf Weyer-Drehgestelle von Jaffas-Moba-Shop mit Schnellenkamp Radsätzen gestellt, da es damit keine Probleme aufgrund der Skalierung gibt.
Die auf den Bildern sichtbaren Linien sind nicht fühlbar und erscheinen nur auf dem geblitzten Foto.
Nachdem das Fahrgestell für die Drehgestelle vorbereitet war (Befestigung für die Drehgestelle schaffen und Wagenkastenhöhe einstellen), die Kupplungsausschnitte vorbereitet und die Bühnengeländer sowie die Trittstufen montiert waren, konnte es grundiert und lackiert werden. Auch der Wagenkasten wurde grundiert, genauso wie das Dach, dass anschließend von oben mit grau-schwarz gestrichen wurde.
Am Freitag vor Lenz & Friends 2025 konnte der Wagen - noch in Grundierung - nur provisorisch zusammengeklemmt auf der Anlage bei Georg abgelichtet werden.
Nach der Rückkehr wurde direkt der Wagen in chromoxyd-grün lackiert - die Farbe war kurz vor meiner Abreise eingetroffen - und dann nach Trocknung die Fensterrahmen und das innere des Wagenkastens eingefärbt. Nach Montage der Verglasung konnten die - auch schon eingefärbten - Sitze montiert und einige kleine Chinesen platziert werden.
Nach Trocknung ist der Wagen fertig gestellt und kann kommendes Wochenende in Walldürn begutachtet werden.
bei diesen Wagen bin ich mir auch nicht immer so ganz sicher wie die ursprünglich ausgesehen haben. In dem Plan von HAWA sieht das eher nach klassischer Weyer Bauart aus, wobei sich ggf. nicht zwingend an den Entwurf aus Düsseldorf gehalten wurde. (Plan öffnet groß in neuem Tab)
Die NWE spezifischen Änderungen für diesen BC4 (demnach NWE 63 und 64) sind hier wohl mit farbiger Tusche eingezeichnet, das betrifft aber hier nur die Polstersitze der zweiten Klasse und der massivere Puffer.
Ich vermute der Plan ist ein Vordruck von HAWA bei dem dann etwas 'Customizing' der bestellenden Bahngesellschaften vorgenommen wurde. Was mich nur wundert das es kein Durchgangswagen ist, nur ein gebremstes Drehgestell hat und den außenliegenden Balancierhebel. Die einzige Bahngesellschaft ohne Durchgangswagen im Harz war die GHE, ausnahmen waren die Lindner Wagen GHE 14/15 bzw. 27-29 von 1912 bzw. 1913.
Auf älteren Bildern eines Walpurgis Sonderzugs von 1913 sieht der NWE 62 eben so wie auf dem Plan aus, von daher nehme ich an das der Zustand wie oben ein Umbau bzw. Modernisierung ist. Eindeutig belegen kann ich leider derzeit nicht..