Harzer Fenster, gibt's die? Laut Hans-Günther Griep "Das Bürgerhaus der Oberharzer Bergstädte"(Tübingen 1975) - ein sehr wissenschaftlich konzipiertes Werk, gibt es sowohl das Oberharzer Schiebefenster als auch das Unterharzer Schiebefenster, wissenschaftlich feststehende Begriffe. Das Oberharzer Schiebefenster ist horizontal geteilt (etwa mittig) und die untere Hälfte, der Schiebeflügel, wird zum Öffnen nach oben hinter die obere geschoben und kann in mehreren Stellungen einrasten. So etwa sieht das aus: In den Städten sind diese Fenster längst alle ersetzt durch Drehflügelfenster (Addie-Fenster sagt der Nullemmer), und ich habe auch noch keine historischen Aufnahmen von Braunlage oder Andreasberg etc, mit solchen Fesntern gefunden. Aber in diesen Aufnahmen des Rehbergergrabenhauses
da kann man solche Oberharzer Schiebefenster deutlich sehen. Hat jemand weitere Belegfotos?
Bin letzte Woche Lerbach bei Osterode halb hoch und wieder zurück gefahren und konnte keine Belege finden. Kann sein, dass die schon modernisiert worden sind oder auch gar nicht erst in den "kleinen Hütten" dieses Ortes Verwendung fanden. Die Fenster, die Du darstellst sind reichlich groß und von daher auch wohl eher in größeren Häusern zu finden gewesen. Ich meine, dass man im Ortskern von Zellerfeld - da wo der Bergbauernmarkt am Donnerstagnachmittag stattfindet - solche Fenster sehen kann. Sicher bin ich mir aber nicht. Aber da stehen auch diese großen Klötze.
Bin heute seit langem mal wieder über den Harz gefahren und habe besonders in Zellerfeld darauf geachtet (Wer was auf sich hält wohnt in Zellerfeld). Die Bergapotheke und auch das Dietzelhaus haben noch diese Fenster. Das Amtsgericht dort hat abgewandelte zum Aufkippen und es gibt ziemliche viele Gebäude, wo in modernen Fenster diese Teilung nachempfunden worden ist. Letzteres hat mich überrascht.
Bis hierhin waren es alles Klötze, welche Du nicht auf deiner Modellbahn stehen haben möchtest. Und dann guckte ich auch nach dem kleinen Häuschen, was halb hinter der Gaststätte am Auerhahn steht, wovon ich jedes mal denke, es würde ein schönes kleines Bahnhofsgebäude abgeben. Das hatte auch genau diese Fenster. Nur hatte ich keinen Fotoapparat dabei und das Wetter war auch wieder harzmäßig.
Volker
PS. Die Touristeninformation in Lerbach scheint sie auch zu haben.
Die Meldung, dass es diese Fensterart noch gibt, freut mich schon mal. Mit den Bildern wird es schon noch klappen, entweder von dir oder von mir. Allerdings liegt Zellerfeld nicht (mehr) auf meine Wegen, seitdem ich den Harz von Südwesten her ansteuere. Wird schon noch.
Bist Du nicht von dieser Welt, bist Du aus Clausthal-Zellerfeld... Clausthaler Studenten und Alumni kennen diesen Spruch zu genüge. Daher: Fotowünsche aus Clausthal und Umgebung bitte unter genauer Angabe der Lokation, Details und Perspektive per PN an mich. Könnte jetzt in der Winterzeit allerdings eng werden mit der Beleuchtung, da ich - wie an anderer Stelle bereits erwähnt - nur werktags auf der kahlen Klippe weile. Die normalen Harzer Bretterbuden hatten meist zweiflüglige Klappfenster in Einfachverglasung. Die Schiebefenster dürften nur bis etwa 1890 oder früher zur Anwendung gekommen sein. So hat der "hannoversche Teil" des Oberbergamtes teilweise die besagten Schiebefenster - in modernisierter Form wg. Denkmalschutz, während der "preußische Teil" die besagen dreiflüligen Klappfenster besitzt.
Jörn
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"Da steht zu befürchten, das es in Mode kommt und als ungeheuer versnobt gelten wird, den Februar in Braunlage oder Altenau zu verbringen."
Zitat von VolkaDie Bergapotheke und auch das Dietzelhaus haben noch diese Fenster. Das Amtsgericht dort hat abgewandelte zum Aufkippen und es gibt ziemliche viele Gebäude, wo in modernen Fenster diese Teilung nachempfunden worden ist. Letzteres hat mich überrascht.
So habe mich mal auf dem Weg gemacht, um diesem Tipp nachzugehen. War am 1. Mai in Zellerfeld. Und es hat sich gelohnt. Wunderschöne Häuser dort, mit viel Geschmack modern restauriert ohne den Harzer Stil zu verraten. Und natürlich die Oberharzer Schiebefenster.
[ Hier meine erste Entdeckung gleich neben der Glashütte. Beim näheren Hinsehen leider fake. Anders ausgedrückt moderne Kunststoff-/Isolierglasfenster, die die Optik der historischen Fenster bestens imitieren. Hier gibt es nichts zu schieben, die obere und die untere Hälfte sind einzeln zu kippen. Habe an anderen Häusern auch Fenster gesehen, die im Ganzen kippen.
So, dies sind aber echte Oberharzer Schiebefenster, wie man leicht erkennen kann, denn die untere Hälfte liegt hinter der oberen und kann hinter dieser hochgeschoben werden. Beide Fenster sind am Dietzelhaus zu finden (heute Tourist-Information in Zellerfeld)
Oberharzer Schiebefenster in großer Zahl gibt es gleich gegenüber dem Dietzelhaus an der (ehemaligen) Bergapotheke.
Und hier sehen wir auch den Beweis, dass das untere Teil wirklich hochgeschoben werden kann. Was sagen uns die beiden Flaschen? Dass das Fenster in dieser halb geöffneten Stellung nicht arretiert werden kann. Vermutlich kaputt, denn lt. dem Buch von Griep, das ich im Eröffnungspost erwähnt habe, waren die Fenster in mehreren Positionen arretierbar.
Und hier noch ganz was anders: Hier ist der linke untere Quadrant des Fenstern seitlich hinter den rechten unteren zu schieben: das Unterharzer Schiebefenster. Wo? das wäre ja nun schon ein Rätsel wert. Jedenfalls auch in Zellerfeld und nicht im Unterharz.
Dieser Strang hat - wie die meisten nicht eisenbahnigen Themen - keine große Resonanz gehabt. Ich hole ihn aber dennoch wieder hoch, weil ich auf ein Belegfoto für das Unterharzer Schiebefenster gestoßen bin, wo die beweglichen Teile, wie schon erwähnt, waagerecht geschoben werden.
Wo das ist, brauche ich nicht zu sagen, steht ja dran.
Bei Interesse kann ich auch die alten verlorenen Bilder neu hochladen.