Hallo zusammen, im Internet habe ich die historische Bau-Zeichnung für einen Lokschuppen in Ilfeld gefunden (siehe Bild unten). Dazu folgende Daten: Ort: Ilfeld Projekt: Lokomotivschuppen für die Gewerkschaft 'Wenzelzeche' | Neubau Bauerlaubnis: 27. Juni 1922 Bauzeit: 1922
Die Bauausführung hatte der inzwischen sehr bekannte Karl Picking (1888-1962)Architekt | Bauanwalt | Taxator, der über 150 Gebäude in Ilfeld und Umgebung geplant und errichtet hat. Hier der Link dazu: http://www.glass-portal.privat.t-online....kt/picking2.htm
Moin Jürgen, alle Gebäude, die Picking geplant aber nicht realisiert hat, sind als solche gekennzeichnet. Dies ist bei dem Lokschuppen nicht der Fall, alaso gehe ich davon aus, dass er auch gebaut wurde. Es gibt dazu sogar Untrelagen im Archiv mit Archivnummer!: 2223-ILF-WZ-270622: Lokschuppen: Kreisarchiv Nordhausen/Harz | Ilfeld, Signatur I A 228-230: Bauangelegenheiten der Gewerkschaft 'Wenzelzeche' (1921-1924) Wenn man Thema weiter verfolgen möchte, dann müsste man dort einmal einsehen.
Eventuell ein neues, interessantes Stück bisher unaufgearbeiteter Eisenbahngeschichte.
Die Frage ist nur: wo stand der Lokschuppen und wie lange?
Hallo! Mit dem Lokschuppen, das ist ja interessant. Familie Picking (Robert Picking, Sohn, auch Architekt)waren unsere unmittelbaren Nachbarn, als ich Kind war. Meine Eltern kauften 1963 als junge Leute ein Haus vom Architekten Robert Picking und wohnten mit der Familie Picking viele Jahre auf einem geneinsamen Grundstück, nur mal so als Anmerkung).
Wenn ich als Kleiner Junge schon gewusst hätte, welche Fragen das Internet viele Jahre später einmal aufwirft, so hätte ich mich als Kind ja schon mal erkundigen können. Aber mit Deiner konkreten Angabe dürfte es kein Problem sein, im Kreisarchiv zumindest einmal nachzufragen.
Das wäre super, Thomas! Denn hinter der von mir angegebenen Archivnummer scheint sich evtl. weitaus mehr an Akten zu verbergen, als wir ahnen: geht es doch um mehrere Bauvorhaben der Wenzelszeche. Wenn wir Glück haben, kommen sogar unveröffentlichte Zeichnungen dabei heraus, die auch in der HSS II bei Thema Anschlüsse im Behretal Verwendung finden können. Und wir erfahren vielleicht mehr über die Bahnanschlüsse dort.
@Otto, was denkst du darüber?
Thomas, schau einmal unter meinem 1. Link wegen Picking nach. Meines Erachtesn müsstest du auf der Internetseite auch Euer Haus (mit Zeichnung) finden. Du brauchst musst nur das Baujahr in ERfahrung bringen und kannst dann in der dort veröffentlichten Liste nach Eurem Haus forschen.
Hallo! Ich habe diese Woche Urlaub. Eigentlich war eine sechstägige Fahrt nach Kühlungsborn an die Ostsee geplant. Aber wegen der Witterung und den Straßenverhältnissen haben wir die Kurzreise abgesagt. So habe ich ja nun etwas Zeit. Ich würde gern mal in Nordhausen das Kreisarchiv aufsuchen, und anfragen,ob man möglicherweise Einsicht in die von Dir angegeben Unterlagen nehmen kann. Gruss Thomas
Thomas, das wäre natürlich genial! Vielleicht tun sich da ganz neue Dinge auf, die bisher so noch gar nicht veröffentlicht sind. Schau dir vorher doch bitte noch einmal meinen weiter oben eingestellten Link auf die Seiten über den Architekten Picking an (falls noch nicht geschehen), da stehen alle relevanten Archiv-Siganturen drin.
Vielleicht melden sich ja auch ein paar Forums-Mitglieder, die diese Zeilen lesen und evtl. mit dir zusammen ins Archiv wollen. ZU mehreren macht es oftmals ein wenig mehr Spass, sich durch Akten zu wälzen. Leider kann ich nicht dabei sein, da ich keinen Urlaub habe/kriege.
Heute weilte ich in Nordhausen bei Verwandschaft zu einer Geburtstagfeier. Die Zeit zwischen Kaffee und Abendessen bin ich mal ins Kreisarchiv gegangen und habe mal mein Anliegen vorgebracht. Zwei nette Mitarbeiterinnen dort im Keller erklärten mir, wie der Ablauf einer solchen Suche ist und zeigten mit das Regal mit den sogenannten "Findbüchern". Hierin wiederum sind Stichwort- bzw. Tabellenartig alle vorhandenen Unterlagen, Dokumente, Briefe, Bögen, Verträge, Berichte, und und und aufgegliedert. Auf einem vorgedrucktem Blatt trägt man dann den Aktentitel ein, welchen man gern einsehen möchte Im Ordner über -Ilfeld 1724 bis 1995/ Wiegersdorf 1685 bis 1995- fand ich nach längerer Suche tatsächlich mehrer Aktentitel mit der Bezeichnung "Bauangelegenheiten für Wentzelszeche" 1922-1924, 1921-1922, 1921-1924.
Außerdem stößt man beim Suchen immer wieder auf äußerst interessante Stichwörter aus der älteren und jüngeren Ilfelder Geschichte. Leider verging die Zeit bis zur Schließzeit um 17.30 wie im Fluge. Ich habe mir einige Aktentitel mit der entsprechenden Signatur auf den Vordruck herausgeschrieben. So wie ich in den nächsten Tagen mal wieder Zeit habe, werde ich nochmals in das Kreisarchiv fahren und mir von einer der netten Damen mal die dementsprechenden Unterlagen über die Gewerkschaft Wentzelszeche zeigen lassen. Kopien, sofern es der Zustand der Unterlagen zuläßt, sind ebenfalls möglich. Allerdings wäre hier bei gewerblicher Nutzung ein anderes Prozedere anzuwenden, als bei privater Nutzung.
Ich habe eben noch etwas über den Betrieb und das Ende der Wenzelzeche im Internet (Der Steinkohlenbergbau des Harzes Vom und nach Bergrat Koch, Halberstadt, Zeitschrift „Der Harz“, Sept. 1924 - mit Ergänzungen, Recherchen und Anmerkungen) gefunden. Dabei erwähnt sind auch Angaben über Absatzmengen der geförderten Kohle, die - so kann ich mich vorstellen- mit der Bahn abgefahren worden sind. Zitat:
"...mußte die Gewerkschaft Wentzelzeche wegen ungünstiger Wirtschaftslage zunächst um Befristung nachsuchen. Den eigentlichen Grubenbetrieb mußte sie wegen Absatzmangels zunächst auf das Äußerste einschränken. Im letzten Halbjahr 1923 wurden abgesetzt: Juli 1167 Tonnen, August 1286 Tonnen, September 1553 Tonnen, Oktober 1491 Tonnen, November 480 Tonnen, Dezember 219 Tonnen. Geplant war auf der Grube der Bau einer Kohlenwäsche, um das fertige Produkt möglichst wettbewerbsfähig zu gestalten. Aber auch diese Planung mußte auf eine bessere Zeit verschoben werden. Der Absatz wurde Anfang 1924 so schlecht, daß im März der gesamte Betrieb eingestellt werden mußte."
Dieser Zeitraum bis zum Betriebsende 1924 korrespondiert auch mit den weiter oben im Thread stehenden Jahresangaben der Bauangelegenheiten der Wenzel(s)zeche 1921-24.
Zitat von Volka Ein kleines Stück weiter rechts um die Kurve müsste dann später der Gleisanschluss zur Wenzelszeche gebaut wurden sein. Der Blick aus der anderen Richtung auf den Berg müsste so ausgesehen haben (Bild von Ebay):
Auf Volkers ebay-Bild kann man am Hang des Rabensteins ein Gebäude erkennen. Ich habe die Bildstelle einmal stark vergrößert und mit der von mir schon im Steinkohlenbergbau-Thread von Netzkater gezeigten Karte von Bornemann verglichen. An dieser Stelle gab es einen Versuchsstollen (roter Kreis in Karte), der aber natürlich nicht mit der späteren Wenzelzeche verwechselt werden darf. Oder etwa doch: Waren die Wenzelzeche und der frühere, hier abgebildete Versuchsstollen von der Örtlichkeit her evtl. identisch?
Gruß Jörg
Edit: @Otto: sollte eine rege Diskussion über meine These entstehen, dann bitte meinen Beitrag in den bestehenden Thread "Bergbau - Kohlebergbau Netzkater" verschieben. Danke!
Eben ist mir beim Betrachten meiner eingestellten Karte noch etwas aufgefallen. Mich wunderte, dass Bornemann in der KArte, die Stand 1924 sein soll, die Wenzelzeche, dort wo wir sie im Forum bisher immer gesucht hatten, also in der Nähe des Versuchsstollens, keine Einzeichnungen diesbezüglich gemacht hat.
Aber die Karte hat stattdessen weiter südlich unterhalb des Freibads zwei Gebäude mit Betriebsdaten: 1921-24. Also genau die Daten unserer Wenzelzeche. Zudem ist in der Literatur nachzulesen, das die Wenzelzeche auf dem alten Ottostollen (auch in Karte dort unten eingezeichnet), wieder angesetzt hat. Jetzt meine Überlegung: Haben wir uns bisher vertan und es handelt sich bei den beiden schwarz markierten Gebäuden im Süden um die Wenzelzeche? Dort wäre ein Anschlußgleis an die unmittelbar daran verlaufende Bahn ohne Probleme möglich. Frage, vor allem an Thomas: Wer kennt die Örtlichkeit dort genauer? Könnte es da einen Gleisanschluß gegeben haben? Ich glaube mich daran zu entsinnen, dass dort heute noch 1-2 Gebäude stehen? So sieht es auch im Google-Sat-Bild aus: http://maps.google.de/maps?hl=de&source=...009291&t=h&z=17 Wie sehen die haäuser in Natura aus (Fotos),finden wir da sogar unseren Wenzelszeche-Lokschuppen noch heute wieder????
Zitat von kuno... Jetzt meine Überlegung: Haben wir uns bisher vertan und es handelt sich bei den beiden schwarz markierten Gebäuden im Süden um die Wenzelzeche? Dort wäre ein Anschlußgleis an die unmittelbar daran verlaufende Bahn ohne Probleme möglich. Frage, vor allem an Thomas: Wer kennt die Örtlichkeit dort genauer? Könnte es da einen Gleisanschluß gegeben haben?...
Hallo Jörg,
nach meiner Erinnerung verläuft die Bahn dort der Art am Hang, dass ein Anschlussgleis auszuschließen ist. Aber in der Tat befindet sich bei den Häusern dort noch heutzutage eine Abraumhalde. Deine zu Anfang eingestellte zweite Karte zeigt rechts übrigens den hier von Dir beschriebenen Bereich.
Hallo! Beim überfliegen der vielen alten Unterlagen konnte ich auch einen Antrag der Gewerkschaft Wentzelszeche zum Bau einer Bahn welche im Verlauf der Causee entlang führen sollte, vom Richterschacht zum Ottostollen sichten. Wurde aber nicht genehmigt. Auf jeden Fall ist anzunehmen, das beide Anlagen in Zusammenhang zu sehen sind. Ein Anschlussgleis der NWE in Höhe der Ottostollenanlagen hat es nicht gegeben. Die kleine Werksbahn wollte man dann wahrscheinlich deshalb bauen, um die Kohle vom Ottostollen zur Verladung am Richterschacht zu befördern, damit wenigstens das dortige Anschlussgleis einigermaßen ausgenutzt würde?
Das Gebäude, welches auf dem Google Earth Auszug zu sehen ist befindet unmittelbar unterhalb der Bahnstrecke der Harzquerbahn und ist allgemein als "kleines Haus am Wald" bekannt. Hervorgagangen muss es aus der Beamten Wohnbaracke gegangen sein. Ungefähr dort, wo heutzutage die Garage des Grundstückes steht, müsste sich der kleine Lokschuppen der Grubenbahn befunden haben. Die Halden am Wanderweg finden sich noch heute und zeugen eindeutig von dem Steinkohlenbergbau an dieser Stelle. Die Lokschuppenzeichnung und der Lageplan des Ottostollengeländes sind komischerweise auf einen Bogen gezeichnet. Weitere Gebäude waren unter anderem ein Kesselhaus, ein Fahrradschuppen, ein Benzinlager, eine (Wohn?)-Baracke und andere Gebäude, wovon jeweils Zeichnungen existieren. Leider reichte die Zeit, welche ich bisher im Kreisarchiv in den Unterlagen gesucht habe bei weitem nicht zu mehr Erkentnissen.
Hier mal der so gut es ging abfotografierte Lageplan der ersten Ottostollenanlagen. Er mit auf dem Bogen der Zeichnung des kleinen Lokschuppens in der unteren rechten Ecke integriert.
Und ganz in der Nähe des Mundloches des Ottostollens steht ein weiteres Wohnhaus, welches seinen Ursprung als Wohn oder Verwaltungsgebäude der Wentzelszeche hatte. Vom kleinen Haus am Wald (ehemalige Beamtenwohnbaracke auf der Zeichnung) habe ich eine alte Poskarte, muss ich morgen mal scannen. Den jetzigen Zustand des Hauses werde ich morgen mal fotografieren. Ich weiß, ist jetzt alles ein bischen Durcheinander geschrieben hier und sicher schwer nachzuvollziehen. Aber mit jedem Detail kann ich mir mehr zusammenreimen.