Buchreihe „... in alten Ansichten“, Vlg. Zaltbommel, „Die Damals-Reihe“
Historische Fotos aus dem Harz aus der Zeit vor den beiden Weltkriegen zeigen überwiegend „Postkartenmotive“. Fotos aus dem Alltag sind dagegen rar. Erschwert wurde eine Reportage- oder Dokumentations-Fotografie im heutigen Sinne natürlich durch die damalige Technik: sperrige Kameras und Filmmaterial mit niedriger Empfindlichkeit, was in der Regel zu langen Belichtungszeiten führte. Um neben dem Sachwissen der Zusammenhänge einen Eindruck zu gewinnen, wie der Alltag damals aussah, sind Bildarchive und Veröffentlichungen besonders wertvoll, die nicht nur menschenleere (Stadt-)Landschaften zeigen.
Die Damals-Reihe aus dem holländischen Zaltbommel-Verlag tut mit ihrer „Europäischen Bibliothek" genau das. Leider sind die Bücher, die größenteils vor der Jahrtausendwende erschienen sind, nur noch antiquarisch zu bekommen.
Von Harzer Orten gibt es – so weit ich bisher recherchiert habe – auf jeden Fall die Orte Altenau (Bd. 1 und 2), Bad Lauterberg, Clausthal-Zellerfeld (Bd. 1 und 2), Herzberg (Bd. 1 bis 4) und Ilsenburg.
Ich hatte mir auf Verdacht das Buch „Altenau, Bd. 2“ bestellt ... und heute nach Kenntnisnahme des Buches gleich Herzberg Bd. 2 und 4, CLZ Bd.2 und Ilsenburg nachbestellt. Für mich ist das Preislimit bei 10 Euro; manche Bücher werden zu Phantasiepreisen von 35 Euro gehandelt. Quellen sind eBay, booklooker.de und amazon.
Das vorliegende Buch über Altenau enthält natürlich auch die „üblichen“ Postkartenmotive, daneben viele Fotos, die bei festlichen Anlässen gemacht sind (Heimatfest, Schützenfest, Hüttenhornistenkorps, Bergparade ...), aber eben auch solche Motive wie ein abgebranntes Haus, eine Menschengruppe vor dem Hotel Rathaus, diverse Innenaufnahmen von der Arbeit in der Silberhütte usw. Wenn auf einem Foto eine Gruppe von Waldarbeitern abgelichtet ist, dann haben die sich zwar „ordentlich“ fürs Foto „aufgebaut“; dennoch kann man aus diesem Foto ablesen, wie Waldarbeiter damals gekleidet waren, welche Werkzeuge sie benutzt haben usw. Und zu jedem Bild gib es erläuternde Texte und so weit möglich auch Jahreszahlen.
Wer einen Eindruck von Art und Qualität der Bilder bekommen will, kann das leicht am Beispiel Bad Lauterberg machen: die Bilder mit Texten sind auf der Internetseite von Bad Lauterberg publiziert. Allerdings für Normalsterbliche nicht auffindbar; selbst auf der Sitemap ist die Seite nicht genannt. Dehalb hier der direkte Link.
Dort gibt es belebte (!) Straßenszenen, eine mobile Säge, Foto vor der Schmiede, Post-/Gepäckwagen und Postboten, Reisende am Bf. Kurpark, Zugabfertigung, Barytgrube, Barytbahn, Königshütte, Brandruine, Holzrücken, Waldarbeiter, Bau der Odertalsperre usw. Beispielhaft einige Deeplinks auf die Bilder, die bei Nutzung der Downloadfunktion eine akzeptable Auslösung bekommen:
Inzwischen habe ich fünf Bücher aus der Reihe hier vorliegen. Nicht alle sind unter dem Aspekt »Alltagsdokumentation« so ergiebig wie die Ausgabe »Herzberg am Harz, Band 2« mit Abbildungen aus Lonau, Sieber, Mühlenberg und Pöhlde. Aber die Anschaffung hat sich auf jeden Fall gelohnt. Da die Bücher nur noch antiquarisch zu bekommen sind, möchte ich wenigstens ein paar Ansichten aus o.a. Band Herzberg (Zaltbommel Verlag, Niederlande 1985, Autor Klaus Matwijow) als Bildzitate zeigen, damit klarer wird, was mich daran reizt. Bei den Doppelseiten habe ich die Themen als Headlines ergänzt, bei den drei Einzelseiten kann man den Text ja sowieso lesen.
Dass Kuhgespanne als Transportmittel bis in die 30er Jahre eine durchaus gängige Lösung war (entsprechende Bilder tauchen in mehreren Bänden auf), war mir beispielsweise neu. Dass auch die Kommentierung der Bilder aussagekräftig und qualifiziert ist, steigert den Gebracuhswert zusätzlich.
Langsam schließen sich die Lücken meiner harzbezogenen »Damals-Bibliothek«, jetzt habe ich auch den Band »Clausthal-Zellerfeld in alten Ansichten« (1) von Wilhlem Böttcher, Zaltbommel Verlag/Niederlande, 1982.
Und auch hier gibt es wieder eine Reihe von Bildern, die zumindest ich so noch nicht gesehen habe: Szenen vom Wochenmarkt samt Kiepenfrauen, Straßenszenen mit Menschen, Kutschen und Autos, Fotos von Trinkwasserbottichen auf den Straßen vor Verlegung von Hausanschlüssen, Bilder vom Wintersport ... u.a. mit der Damenmannschaft eines »Rennwolfclubs« – ich gehe davon aus, dass ihr alle wisst, was ein Rennwolf ist.
Als Bildzitate aus diesem Band zwei Bilder mit Bahnbezug. Ein sehr frühes Bild vom Bahnhof ... die Überdachung des Hausbahnsteigs ist noch nicht vorhanden, stattdessen kleine Bäumchen auf dem Bahnsteig, und der große turmförmige Anbau der späteren Jahre fehlt ebenfalls. Und im Vordergrund ist bei dem Güterzug an der Ladestraße die Kranbrücke zu sehen:
Und ein weiteres Foto, das vermutlich einen gewissen Seltenheitswert hat, weil diese Tagesförderbahn zwischen Wilhelmschacht und Aufbereitung nur in der Zeit zwischen 1899 und 1905 existiert hat:
tolle Bilder! Insbesondere dass von der Ladestelle der Tagesförderbahn. Ich kannte dieses Bild bisher nur als schlechtere Version in einem alten Bergkalender (dort Sammlung Humm, wenn ich mich richtig erinnere). Hier erkennt man alles besser nur jedoch immer noch nicht, wie das Erz vom Schacht in den Bunker kam.
Bin übrigens jahrelang fast täglich genau an dieser Stelle immer lang gelaufen. Die Trasse der Bahn lässt sich auch heute noch an vielen Stellen im Ort sehr genau erkennen bzw. durch die Tagesförderbahn erfahren.