Mir scheint hier ein Innerstatalbahn-Museum zu entstehen, denn das hat allemal Museumsqualität. Schade, dass ich diesen reinen prototype-modeling-Weg bei der BAE nicht gehen kann. Dann wär sie ja auch nicht die BAE, sondern (vermutlich) die SHE.
die Umsetzung ist Dir trotz bzw. wegen der Selective Compression glaubhaft gelungen, Glückwunsch. Was ich unglücklich finde ist, dass die Anlieferung und die Abfertigung auf ein und dem selben Gleis stattfinden. Könnte man die Barrenverladung nicht hinter der Drehscheibe stattfinden lassen?
Wird es eigentlich die elektrische Feldbahn zwischen Medingschacht und Hütte geben?
LG
Jörn
____________________________
"Da steht zu befürchten, das es in Mode kommt und als ungeheuer versnobt gelten wird, den Februar in Braunlage oder Altenau zu verbringen."
Im einzelnen: Manchmal habe ich das Gefühl, dass das, was ich mache, schon halbwegs Prototype Freelance ist. Durch die Kombination von modellbahn-bedingten Kompromissen und zu wenig Informationen an wichtigen Stellen über die damalige Ist-Situation, muss ich doch eine ganze Menge »erfinden«. Beispiel: Die Bleihütte befindet sich eigentlich zwischen dem Gleisanschluss und dem Streckengleis nach Wildemann. Das ist aber bei mir alles viel zu eng. Deshalb wurde die Hütte im Wesentlichen auf die Kulisse, aber auch mit den 3D-Gebäuden hinter die Ladegleise gepackt. Das verändert schon wichtige Merkmale dieses Anlagenausschnitts.
Für den Betriebsablauf von Be-/Entladung habe ich mir folgendes gedacht. Ein Zug mit z.B. sechs Waggons (4x Koks, 2x Erzkonzentrat) wird bis zu den Bunkern gedrückt. Die Lok verschwindet dann ... alle weiteren Rangierbewegungen erfolgen per Winsch und Umlenkrollen (zurzeit noch nicht dargestellt). Nachdem die Wagen entladen wurden, werden sie weiter bis zur Beladung gezogen; beladene Wagen werden auf die Drehscheibe gezogen und dann auf dem zweiten Gleis für die Abholung bereitgestellt. Die beiden Gleisstummel hinter der Drehscheibe hatte ich zum einen für die Anlieferung anderer Güter (Werkzeug, Ersatzteile, Schmierstoffe ...) direkt in die Halle gedacht oder falls Waggons aus dem normalen Zyklus ausgefädelt werden müssen. Die Verladung der Bleikokillen hinter der Drehscheibe würde, ohne einen Vorteil zu bringen, mehr Waggonbewegungen erfordern.
Was ich auch nicht weiß: Wie wurde das Blei für den Transport im Waggon gestapelt bzw. gesichert? (Irgendwann brauche ich ja entsprechende präparierte Ladungseinsätze) ... lose geschüttet? ... ordentlich gestapelt? ... in Holzkisten oder mit Trennbrettern, die ein unkontrolliertes Verrutschen verhindern? Die durchschnittliche Lademenge bzw. Stapelhöhe im Waggon wird sich mit ein paar leicht festzulegenden Parametern errechnen lassen ... nicht aber wie die diese Ladung dann ausgesehen hat.
Feldbahn zwischen Medingschacht und Hütte: die beiden Komplexe liegen weniger als 50 cm in dem Arrangement voneinander entfernt. Was also tun? ... darstellen oder weglassen? Wenn ich diese Verbindung darstelle, wo soll die Bahnstrecke gekreuzt werden, sodass die notwendigen Niveaus erreicht werden? Die Verkürzung des Abstandes wirft für dieses Detail erhebliche Probleme auf. Eine Antwort habe ich noch nicht ... aber ich arbeite daran.
Gruß --- Jürgen
P.S.: Ich muss eine generelle Korrektur anmerken, als ich nach Jörns Beitrag noch einmal gegurgelt habe: Kokille ist die Gussform und das, was dann daraus entnommen wird, sind Barren!
Zitat von jaffa im Beitrag #49Wie wurde das Blei für den Transport im Waggon gestapelt bzw. gesichert? (Irgendwann brauche ich ja entsprechende präparierte Ladungseinsätze) ... lose geschüttet? ... ordentlich gestapelt? ... in Holzkisten oder mit Trennbrettern, die ein unkontrolliertes Verrutschen verhindern?
Irgendeine Idee zu dieser Frage?
Für die Frage Feldbahn zwischen Medingschacht und Hütte: habe ich eine Lösung gefunden.
Als ich heute die Lücken im Gelände unterhalb der Bleihütte geschlossen habe (auf den bisher gezeigten Ausschnittfotos der Hütte war das nicht zu sehen: zwischen den Trassen von Straße und Bahnstrecke gähnten noch große Löcher), habe ich die Möglichkeit einer Feldbahntrasse zwischen Medingschacht und Bleihütte überprüft. Zunächst die Fotos der Lückenschlüsse vor Anlegen der Feldbahntrasse:
... und hier der Zustand, nachdem ich den Wald am Kulissenrand gerodet hatte und das Gelände für die Feldbahntrasse vorbereitet hatte. Die Trassenführung ist rot eingezeichnet:
So eine Brücke über die Bahnstrecke entspricht weitgehend der damaligen Realität (allerdings führte diese Stahlträgerbrücke zur Aufbereitung Bergwerkswohlfahrt, die bei mir nicht dargestellt wird) ... ich musste sie gleich ein Stück in Richtung Bleihütte drehen, um »die Kurve zu kriegen«. Die Steigung für die Feldbahn müsste im jetzigen Zustand auf ca. 30 cm Länge gut 2,5 cm betragen ... das ist natürlich eine sportliche Steigung. Ich werde also das Plateau, auf dem das Förderturmgebäude des Medingschachtes liegt um gut einen cm anheben müssen; das ist dann zwar immer noch steil, aber optisch vertretbar. Hinter der Feldbahntrasse wird zum Schluss wieder aufgeforstet, sonst passt der Anschluss zur Kulisse nicht.
Zum Abschluss noch eine Frage an Jörn: Ich finde in meinen Unterlagen nicht dokumentiert, dass die Feldbahn 1929 elektrisch betrieben wurde. Den Aufwand einer Oberleitung würde ich mir gerne ersparen.
die Feldbahn war auch nicht elektrisch. Auf ihr verkehrte eine ehemalige Deutz-Benzollok. Die Darstellung mit Strippe wäre ein Transfer von der Bahn vom Otti-Schacht zum Wilhelm-Schacht gewesen, die nur von 1900-1905 bestanden hat und heute auf einem Teilstück als Zubringerbahn für Besucher zum Otti-Schacht wieder aufgebaut wurde. Es passt also schon, wie Du es jetzt geplant hast.
LG
Jörn
____________________________
"Da steht zu befürchten, das es in Mode kommt und als ungeheuer versnobt gelten wird, den Februar in Braunlage oder Altenau zu verbringen."
Da ja nun klar ist, dass es die Feldbahn zwischen Medingschacht und Bleihütte geben wird, habe ich Feldbahngleise bestellt (von Hammerschmid ... mit der enormen Spurweite von 3,75 mm). Bis diese Gleise ankommen, habe ich mir die Zeit mit dem Bau der Feldbahnbrücke über die Bahnstrecke vertrieben. Die Bildvorlagen sind gemessen an dem, womit ich ansonsten oft vorlieb nehmen muss, geradezu üppig:
Durch die Perspektive des Fotos täuschen die Größenverhältnisse und die Brücke wirkt mit der Regelspur-Lok im Hintergrund größer als sie tatsächlich ist; Referenzmaß ist für mich das Geländer, das eine Höhe von rund 90 cm haben dürfte. Im Maßstab 1:160 wird die Brücke damit ca. 90 mm lang, der Gitterträger hat einen Querschnitt von 10 x 10 mm. Das Modell ist aus 0,3 mm starkem Fotokarton gebaut; die filigranen Streben sind mit Sekundenkleber durchtränkt und auf diese Weise stabilisiert:
Wieder ein Stückchen weiter: Die Gitterbrücke ist eingebaut, ein großer Teil der Feldbahngleise zwischen Medingschacht und Bleihütte sind gelegt. Das Schachtgelände ist insgesamt angehoben, damit es sowohl mit der Durchfahrthöhe für die Regelspur und mit der Steigung der Feldbahn vertretbar ist.
Die Situation im Überblick:
... und zwei ad hoc fotografierte Detailansichten der Brückensituation:
die Fachwerkbrücke der Feldbahn über die Normalspurstrecke ist ja eigentlich sowas von toll - sooo schön filigran - aber aber ...: in ihrer starken Neigung sieht sie so "schief" aus - das sieht nun gar nicht so aus wie beim Vorbild. Und damit ist die schöne Brücke "hin". (Zumindest optisch.)
Nun verstehe ich - Deine Feldbahntrasse muss halt irgendwie die Höhenstufe überwinden ... deshalb die starke Steigung. Aber ginge es nicht auch anders? Könntest Du nicht im Vordergrund eine Spitzkehre der Feldbahn anordnen, dadurch etwas mehr Feldbahn-Streckenlänge gewinnen und so die Brücke waagerecht legen? Ich denke, das würde optisch viieeeel besser kommen. Und Spitzkehren in der Feldbahn ist ja gang und gäbe. Ich denke mir: wenn sie beim Vorbild dasselbe Problem gehabt hätten wie Du (viel Höhenunterschied auf kurzer Länge), hätten sie es wohl auch mit Spitzkehre gelöst.
Randbemerkung: ich melde mich selten auf Deine Beiträge (obwohl ich sie immer lese und genieße, denn Dein Modellbau ist schon vom Feinsten) ... - und wenn ich mich dann doch mal melde, ist es (wie Du siehst) auch nur, um zu meckern. Da habe ich etwas ein schlechtes Gewissen und hoffe auf Nachsicht.
Zitat von Harzwanderer im Beitrag #55... aber aber ...: in ihrer starken Neigung sieht sie so "schief" aus - das sieht nun gar nicht so aus wie beim Vorbild. Und damit ist die schöne Brücke "hin". (Zumindest optisch.) Nun verstehe ich - Deine Feldbahntrasse muss halt irgendwie die Höhenstufe überwinden ... deshalb die starke Steigung. Aber ginge es nicht auch anders? Könntest Du nicht im Vordergrund eine Spitzkehre der Feldbahn anordnen, dadurch etwas mehr Feldbahn-Streckenlänge gewinnen und so die Brücke waagerecht legen? Ich denke, das würde optisch viieeeel besser kommen. Und Spitzkehren in der Feldbahn ist ja gang und gäbe. Ich denke mir: wenn sie beim Vorbild dasselbe Problem gehabt hätten wie Du (viel Höhenunterschied auf kurzer Länge), hätten sie es wohl auch mit Spitzkehre gelöst.
Zum einen sieht die Steigung in meinen Modellfotos gewaltiger aus, als sie faktisch ist: Ich habe versucht, es möglichst genau auszumessen und komme auf 4 Prozent. Auch das ist – wie an allen Ecken und Enden – ein Kompromiss: Eigentlich hatte ich die Feldbahnverbindung gar nicht darstellen wollen ... bis Zackel mich prickte und ich nach Lösungen gesucht habe, wie es doch gehen könnte, ohne mich allzusehr vom Vorbild zu entfernen. Ich habe das Planum des Schachtgeländes schon um einiges höher gelegt, mehr hätte der Gesamttopographie nicht gut getan. Auf die Idee, eine Spitzkehre einzuplanen, bin ich nicht gekommen; aber ich glaube, auch wenn dieser Impuls früher gekommen wäre, hätte ich mich dagegen entschieden, weil ich eher bereit bin die Steigung an dieser Stelle zu akzeptieren als die Spitzkehre, die es dort nicht gab. Eine Steigung der Feldbahnstrecke/Brücke hat es beim Original dort definitiv gegeben. Das folgende Foto hatte ich schon einmal gepostet:
Das Foto ist vom Gegenhang aufgenommen. Am oberen Bildrand, etwa auf gleicher Höhe wie der Fotostandpunkt, befindet sich das Gelände der Aufbereitung Bergwerk Wohlfahrt. Dazwischen, deutlich tiefer, liegt der Förderturm ... und irgendwie müssen die da hoch kommen. Wieviel Steigung genau das war, ist angesichts der perspektivischen Verkürzung Spekulation ...
Zitat von Harzwanderer im Beitrag #55 ich melde mich selten auf Deine Beiträge (obwohl ich sie immer lese und genieße, denn Dein Modellbau ist schon vom Feinsten) ... - und wenn ich mich dann doch mal melde, ist es (wie Du siehst) auch nur, um zu meckern. Da habe ich etwas ein schlechtes Gewissen und hoffe auf Nachsicht.
Nachsicht ist gewährt! Ich finde solcherlei Gedankenaustausch auf jeden Fall nützlich und hilfreich ... auch wenn es manchmal nichts am Ist-Zustand ändert; aber es macht deutlich, wieviel Nachdenken, Tücken und Optionen mit im Spiel sind, wenn man darum ringt, Kompromisse bei der vorbildgerechten Umsetzung ins Modell zu finden. Aber dies ist ja nur ein kleines Detail im Gesamtensemble. Ich hoffe ich kann dich versöhnen mit der Neukonstruktion des Förderturms am Medingschacht, das gerade heute fertig geworden ist:
Zitat von jaffa im Beitrag #56Auf die Idee, eine Spitzkehre einzuplanen, bin ich nicht gekommen; aber ich glaube, auch wenn dieser Impuls früher gekommen wäre, hätte ich mich dagegen entschieden, weil ich eher bereit bin die Steigung an dieser Stelle zu akzeptieren als die Spitzkehre, die es dort nicht gab. Eine Steigung der Feldbahnstrecke/Brücke hat es beim Original dort definitiv gegeben. Das folgende Foto hatte ich schon einmal gepostet:
Auch wenn es eine Pallaxe gibt, meine ich aus den Höhenunterschieden der diversen Niveaus eindeutig zu erkennen, dass die Feldbahnbrücke eine Steigung hat, und zwa reine heftige.
velen Dank für Deine ausführliche Antwort! Ich hate mich bei der Frage der Steigung der Brücke eher an dem zweiten Foto mit der 24er drauf orientiert, dort vermag ich keine (oder allenfalls eine recht moderate) Steigung zu erkennen. Aber sei es, wie es sei: wenn Du mit der gefundenen Lösung zufrieden bist, dann will ich nicht weiter den Krümelkacker spielen.
Zitat von Jaffa Nachsicht ist gewährt! Ich finde solcherlei Gedankenaustausch auf jeden Fall nützlich und hilfreich ...
Danke, freut mich, dass Du es so sehen kannst!
Zitat von Jaffa Ich hoffe ich kann dich versöhnen mit der Neukonstruktion des Förderturms am Medingschacht, das gerade heute fertig geworden ist:
Oh ja, das schaut auch wieder sehr schön und filigran aus, und das bei *dieser* Kleinheit. Und was mir ganz besonders gefällt, ist die Farbgebung - nicht neu, aber auch nicht *übertrieben* gealtert, sondern nur ganz dezent, so dass es nicht sofort ins Auge fällt. Das mus man erst mal so hinbekommen. Sehr realistisch.
Was mir an diesem Strang (und letztlich bei diesem Projekt) besonders gefällt, ist die damit verbundene intensive Harzforschung. Ich bin ja - das muss ich hier mal einflechten - latent betrübt über das gringe Interesse an den Harzthemen dieses Forums. Im Zusammenhang mit Eisenbahn besteht noch Interesse, aber sobald der Schienenstrang weiter als 500 m entfernt ist, erlischt dieses. Ich weiß, dass das hier OT ist, aber es passte gerade - und ein neues Thema wollte ich dazu nicht eröffnen. Es ist nun mal sowie es ist. Die veritablen Harzfreunde und -Forscher haben dieses Forum entweder noch nicht entdeckt oder es ist ihnen wiederum zu eisenbahnlastig - oder was auch immer ...
Inzwischen bin ich mit dem Bau aller für den Medingshacht benötigten Gebäude durch. Obwohl es bei mir vergleichsweise großzügig zugeht, musste ich auch ein wenig verdichten: Umkleidehaus und Waschkaue (rechts vom Förderturm) sind im Original zwei einzelne Gebäude ... ich habe ein Doppelgebäude draus gemacht. Auch Tischlerei und Schlosserei habe ich zu einem Doppelgebäude zusammengefasst (vor dem Maschinenhaus) und das Materiallager, von dem mir jegliche Vorbildfotos fehlen, habe ich als teilweise offenen Schuppen »erfunden«, aber auch deutlich kleiner gemacht als der Grundriss in den mir vorliegenden Plänen. Auch die Anordnung der Gebäude zueinander entspricht nicht an allen Stellen dem Vorbild. Es fehlt noch einiges an dekorativem, unordentlichen Drumherum (Grubenholz, Hundte, Schrott ...), die Gebäude sind bisher lose aufgestellt, die Drahtseile sind hineinretuschiert. Aber es macht sich auch so schon ganz gut:
Die Schachtanlage im Überblick:
Blick vom Steinbruch Schwarzewald zur Schachtanlage, im Hintergrund die Bleihütte:
Blick von der Bleihütte über die Schachtanlage Richtung Wildemann: